Freitag, 8. April 2011

Von der Wüste in den Schnee

Nach der ätzenden Nacht, in der wir irgendwann mit Hansaplast und Taschentüchern die Plastikklips des Rollos gepolstert hatten (das Geklappere hat Flo die halbe Nacht wach gehalten), sind wir nach einem schnellen Frühstück weitergefahren. Da wir ja auf einem Privatgrund standen, hatte Flo Angst, dass da mal einer mit ner Knarre stände und uns verscheuchen würde. Gut, dass ich nicht vorher wusste, dass hier so was ülich ist... Wir hatten noch 50 Meilen vor uns bis Tusayan, dem letzten Miniort vor dem Canyon. Unterwegs ging der Graupel in Schnee über und wir konnten es echt kaum fassen, dass wir von der Wüste direkt in den Schnee fuhren. Ich war schon durch denWetterbericht vorgewarnt, Flo wollte es bis zum Schluss nicht glauben. Doch nun waren wir mittendrin. In Tusayan angekommen stellten wir schnell fest, dass der Ort nur aus einer Tanke, ein paar Restaurants, einem Shop, einem Campingplatz und einem Kino besteht. Wir haben dort erfahren, dass das Visitorcenter erst direkt im Park ist,  9 Meilen weiter, doch das wollten wir heute nicht mehr machen, war ja der Wetterbericht nicht der Beste für heute. Nachdem Leo langsam hungrig wurde, haben wir auf dem nicht sehr schönen, aber leeren Campingplatz eingecheckt, der sogar Wifi hat. Nach einer kleinen Weile find es wieder an zu schneien, aber diesmal von der übelsten Sorte. Bis jetzt war kein Schnee liegengeblieben, aber nun blieb jeder Flocken am Boden liegen. Den Tag über hat es so 10 cm geschneit, die nun unter anderem auf unserem Camper liegen.

Heute nachmittags sind wir im Schneetreiben mit Handschuh, Mütze und Jacke verpackt zum IMAX Kino rübergelaufen, das ausnahmsweise mal in Laufreichweite war, was ja in den USA sonst nie vorkommt. Hier gibt es ja Platz ohne Ende und dementsprechend weitläufg ist alles. Dort haben wir einen Film über den Grand Canyon und seine Geschichte bzw. "Eroberer" angesehen. Sehr spannend und Leo hat wirklich die halbe Stunde bis zum Schluss super durchgehalten. Lag wohl auch daran, dass der Junge neben mir ihm ständig zugewunken hat und das fand er zum Totlachen. Dann sind wir wieder in unser rollendes Heim zurückgekehrt. Eigentlich wollten wir abends noch zum Steak essen gehen, doch Leo war ab 16 Uhr unausstehlich und nur quengelig, nichts war recht. Rauf, runter, hin, her, nur geweint. Wir haben die starke Vermutung, dass er mit den Zähnen zu kämpfen hat, denn er schien offensichtich Schmerzen zu haben. Irgendwie Hunger und doch nichts trinken wollen, das kennen wir doch woher. Er war kaum zu beruhigen und irgendwann ist er völlig fertig in Flos Armen eingeschlafen.
Wir haben noch Blogs und Fotos bearbeitet, da hier mal das Netz ganz gut ist. Wir stellen die Tage die Bilder in ein verlinktes Album rein, sobald wir es hinkriegen.
Abends gabs Nudeln mit Pilzen und Knoblauch, alles sehr lecker und wirklich eine Wohltat, dass wir alles dabei haben und frisch kochen können. Die Burger kann man echt schnell nimmer sehen (@Miri: ich erinnere mich an Deine Aussage). Dann noch eine heisse Dusche, denn schiesslich haben wir hier Wasser und Strom.

Nun bewundern wir noch ein wenig die Schneelandschaft und freuen uns, dass der Wind heute nicht mehr ganz so stark ist. Ist schon seltsam, wenn man sich hier fühlt, als wäre man in Gerlos beim Skifahren. 10cm Neuschnee vor der Tür. Wie absurd. Da der Wetterbericht für morgen weiter Schneefall meldet, werden wir wohl auch morgen einen ruhigen Campertag einlegen und erst am Sonntag, wenn die Sonne wieder rauskommen soll, in den Nationalpark reinfahren. Drinnen gibt es einen "Dry" Campground, der weder Strom noch Wasser hat, der offen hat, der Mather Campground. Da wollen wir für 2-3 Nächte bleiben, wenn die Sicht wieder besser wird. Warm muss es ja nicht werden, aber niederschlagsfrei und gute Sicht. Sonst haben wir hier nichts davon.

Irgendwie ist es schon komisch, wenn man sich vorstellt, dass nur ein paar Meilen entfernt so ein riesiges Naturwunder in Form riesiger Erdspalten auf einen wartet und man von hier aus nichts mitbekommt. Ich bin schon sooooo gespannt.

P.S. Was mir sonst noch einfällt: Die Nordamerikaner sind wirklich so was von freundlich und serviceorientiert, dass es unglaublich genial ist. Alle sind nett und helfen einem gern, da fühlt man sich echt wohl. Und wie kinderlieb alle sind. Kaum sind wir irgendwo, wird Leo sofort bestaunt, wie "cute" er denn sei und was er für tolle blaue Augen hätte. Er findet das Ganze natürlich super, denn alle schwänzeln flötend um ihn herum, was er immer mit einem breiten Lachen kommentiert.
In beiderlei Hinsicht kann sich Deutschland eine dicke Scheibe abschneiden!

1 Kommentar:

  1. Ihr hättet Ski mitnehmen sollen :-)
    Geniesst die Gastfreundschlaft und Servicelandschaft so viel ihr könnt - in good old Germany weht dann leider wieder ein anderer Wind.
    LG Miri
    PS.: Macht mal mehr Fotos vom Camper innen - Neugierde

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