Montag, 11. April 2011

Grand Canyon

Gestern morgen hat die Sonne so wunderbar geschienen, dass wir endlich in den Nationalpark Grand Canyon hineinfahren konnten. Vorher hatten wir allerdings noch einiges zu tun, um fahrtüchtig zu sein. Zum einem mussten wir noch einmal unser Abwasser loswerden und Wasser auffüllen und zum anderen den Slide Out einfahren, der komplett eingefroren war. Flo ist gleich in aller Frühe nach draußen gegangen, um den Wasserschlauch anzuschließen. Diesmal war der Hahn im Boden eingefroren, der aber durch 2 Liter kochendes Wasser schnell wieder nutzbar wurde. Das größere Problem war unser Slide Out, das ist der mittlere Teil des Campers, den man nach aussen fahren kann. Auf den Dach lag 25cm blankes Eis und der Einrollmechanismus war ebenso ein einziger Eisklumpen. Nun war guter Rat teuer. Wenn wir warten mussten, bis die Sonne alles abgetaut hatte, würde es drei Tage dauern und mit ausgefahrenem Slide Out kann man nicht fahren. So haben wir überlegt, wie wir da wohl hochkämen. Neben dem Camper stand eine zusammenhängende Tisch-Bank-Kombination, die Flo vom Schnee befreit hat und dann neben den Camper schieben konnte. Vom Tisch aus hat er mit dem Besen einiges an Eisplatten vom Dach geklopft, auch wenn der Besen danach schlimm aussah (halb zerfleddert). Dem Rest ist er mit dem Wasserschlauch zu Leibe gerückt. So ist es ihm in einer Stunde Arbeit tatsächlich gelungen, dem Slide Out zu enteisen. Was für ein Glück. Der Dump kurz vor der Abfahrt war da die leichtere Aufgabe. Natürlich war der Greywater-Schieber wieder eingefroren, doch auch den haben wir mit heissem Wasser und viel daran nackeln bezwungen, auch wenn dabei ein Teil des Griffs abgebrochen ist.

Wie dem auch sei, um 12 Uhr sind wir endlich in den Park eingefahren und haben uns einen Platz auf dem im Wald liegenden Mather Campground gesichert. Um die Jahreszeit ist das ohne Reservierung kein Problem, ab Mai hat man ohne keine Chance. Den uns zugewiesenen Platz mussten wir nochmal tauschen, da er eine einzige Pfütze und aussteigen unmöglich war, zudem hatten wir Angst, dass die Lache beim Gefrieren in der Nacht unsere Reifen kaputt macht. Nachmittags sind wir zum Besucherzentrum gefahren und haben von dort aus den Marsch zum heissersehnten Canyon angetreten. Es gibt ein rollstuhlgerechtes Wegstück an der Canyon Kante entlang, das wir mit dem Buggy machen konnten. Der Blick in die Schlucht war sensationell. Eine unglaubliche Breite von ca. 14 km und die Abstufung in mehreren Plateaus haben uns tief beeindruckt. Die Felsen sind je nach Schicht unterschiedlich in grün, rot und braun gefärbt und das was wir hier sahen, ist ein unglaubliches Meisterwerk der Natur.
Wie muss sich wohl ein Eroberer des vorletzen Jahrhunderts gefühlt haben, nichtsahnend durch den Wald zu reiten und plötzlich an der Kante zu stehen und festzustellen, was unglaubliches vor ihm liegt? Wir sind den Weg an dem Kraterrand entlang gegangen und haben den Canyon an den verschiedenen Aussichtspunkten bestaunt und waren hin und weg. Uns war klar, dass wir hier wieder einmal an einem der größten Naturwunder der Welt standen, von denen wir ja schon ein paar gesehen haben. Doch der Canyon war wieder etwas ganz anderes und nicht vergleichbar mit dem noch tieferen Kolka Canyon in Peru. Die Farben, die unterschiedlichen Gesteinsschichten und die Weite des Grabens sind sensationell. Leider ist der Grand Canyon unglaublich touristisch vermarktet und vollkommen überlaufen, so dass man am den Aussichtspunkten zig schwatzende und knipsende Menschen um sich hat und nicht das Wunder in Stille und Ehrfurcht genießen kann. Dazu hat man auf den Wegen gute Gelegenheit, die kaum genutzt werden, da die meisten mit den eingerichteten Shuttle Bussen von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt fahren.
Leo hat super in seinem Stroller (Kinderwagen) durchgehalten und wurde natürlich wieder von allen bestaunt. Wie oft wir auf der Reise schon gehört hatten, wie "cute" er sei, war unzählbar. Die Amerikaner sind wirklich unglaublich kindervernarrt. Die folgende Nacht war sehr kalt, aber Gott sei Dank ging die Heizung auch ohne Stromanschluss sehr gut, auch wenn wir das Gas beim vielen Heizen langsam dezimieren.

Heute früh haben wir dann erst mal unseren Campingplatz um eine weitere Nacht verlängert. Anschließend haben wir noch einen Cache gefunden, der hier auf dem Campingplatz versteckt ist. Zurück im Camper dachten wir , Leo schläft noch, bevor wir nachmittags weiterwandern, doch nix. Der war wacher als wir zusammen, so dass wir nach ner Weile einfach los sind. Dann war er natürlich plötzlich müde und bis wir mit dem Camper am ausgesuchten Parkplatz waren (wir mussten ja fahren um die Batterie aufzuladen, die durch die Heizung nachts recht leer war), hat er geschnarcht.
Also hatten wir die wunderbare Aufgabe, ihn vom Autositz in die Kraxe zu bringen und ihn vorher auch noch anzuziehen. Wie durch ein Wunder haben wir das ohne größeren Protest geschafft und er hat dann echt noch weitergeschlafen. Wir sind dann vom Backcounty Center zum Gate gelaufen, das die erste Bushaltestelle der "Hermits Route" ist. Die Hermits Route ist rot gekennzeichnet und fährt alle westlich gelegenen Aussichtspunkte ab. Dort sind wir erst mal drei Stationen gefahren. Leo war mittlerweile wach in der Krase, die Flo vor sich auf den Boden gestellt hat. Das war laut dem Busfahrer nicht erlaubt. Entweder sollte Leo auf unseren Arm oder Flo sollte Leo samt Kraxe auf dem Schoß halten. Was für ein Witz. Das war ja wohl viel gefährlicher als ihn am Boden stehen zu lassen und fest zu halten, aber Vorschriften sind eben Vorschriften. Als wir aufgestiegen sind, haben wir uns den ersten Aussichtspunkt, der nach Wesley Powell benannt ist, angesehen. Powell war 1869 der erste, der mit 9 Mitstreitern den Colorado durch den Grand Canyon über 200km per Boot bezwungen hat. Das ist eine Meisterleistung, vor allem wenn man die damaligen Holzboote anschaut. Der Coloradp ist durch seine vielen Stromschnellen sehr gefährlich. Dort haben wir auch den ersten virtuellen Cache im Canyon gefunden. Weiter sind wir den unbefestigten, mit Schnee bedeckten Wanderweg gelaufen, wunderschön da er direkt am Canyon entlang geht. Wir hatten den Weg ganz für uns, denn 99% aller Touristen fahren nur mit dem Bus von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Nach einigen Kilometern waren wir müde, so dass wir bis zum Endpunkt "Hermits Rest" mit dem Bus gefahren sind, dort kurz gerastet und noch einen Cache gemacht haben und dann mit dem Bus zurückgefahren sind. Am Campingplatz haben wir nicht mehr gebraucht, es wurde auch schon fast dunkel.

1 Kommentar:

  1. hallo meine Lieben, das liest sich ja traumhaft. Ja die meisten klappern nur einen Aussichtspunkt nach dem anderen ab. Schön dass ihr das alles so bewusst wahrnehmen könnt. Ein bisschen bin ich so auch dabei. weiterhin viele schöne Tage. Mama

    Juliane

    Grüße auch von Uwe( schreibe demnächst)

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