Montag, 2. Mai 2011

Capital Reef Nationalpark, Teil 1

Nach der Nacht in Hanksville am Donnerstag sind wir am Freitag weitergefahren Richtung Capital Reef Nationalpark. Die Straße Nr. 24 dorthin führte uns durch eine traumhafte Felsenlandschaft, die wieder anders war als alle, die wir bisher gesehen haben. Dieses Mal wirkten die Berge um uns herum sehr hoch und erhoben sich tatsächlich nach oben. Bisher waren wir oft auf der Ebene, die Schluchten zeigte, die nach unten gingen. So kamen uns die Gesteinsformation besonders massiv vor. Auch die Farben des Gesteins sind hier was besonderes. Es dominieren neben rot auch weiße, gelbe und graue Gesteinsschichten. Es gibt auch komplette Berge, die nur aus einer einzelnen Farbe bestehen z.B. grau.  
Durch den Park schlängelt sich der Fremont River, der das Tal sehr fruchtbar macht. So gibt es überall Massen an Obstbäumen, die gerade zu blühen beginnen und das Tal sehr grün erscheinen lassen. Die Strasse, die durch den Park geht ist keine Stichstrasse, sondern eine Durchgangsstrasse, so dass der Park auch keinen Eintritt kostet. Wir haben bei der Durchfahrt ganz schnell festgestellt, dass der Park uns sehr gut gefällt und dass wir hier länger bleiben wollen. Nachdem der Campground im Park schon voll war, haben wir uns eine Nacht im Wonderland RV Park in Torrey eingebucht, um am nächsten Morgen früh am Campground im Park zu sein und einen Platz zu bekommen. 
Im RV Park haben wir auch gleich noch alle Utensilien für einen neuen Abwasserschlauch gekauft, da unser alter schon so viele Löcher hat. Da sich der Platz damit rühmte, gutes Frischwasser zu haben, hatten wir den Plan, unseren Frischwassertank komplett leer zu machen und ihn dort neu aufzufüllen. So haben wir Leo in der Dusche gebadet und wir beide haben sehr verschwenderisch geduscht. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen bei so viel Wasserverbrauch. Aber trotz auch noch des Durchspülens der Toilette (um wieder mal die nie funktionierenden Blackwatersensoren freizubekommen) haben wir es nicht geschafft, den Tank zu leeren. Das war auch gut so, denn wenig später klopfte der Platzwart, der uns mitteilte, dass es heute Nacht so kalt werden würde, dass die Wasserversorgung abgestellt wird. So hatten wir eher Sorge, ob uns das Wasser wohl noch reicht.

Am Samstag morgen sind wir nach einer eiskalten Nacht (-9 Grad) um 7 Uhr aufgestanden, um rechtzeitig am Campground im Park zu sein. Leider stellte sich schnell heraus, dass die Wasserleitungen noch zugefroren waren und wir und kein Frischwasser tanken konnten. So haben wir erst mal gefrühstückt und irgendwann ging das Wasser dann wieder. Als wir loswollten waren dann wieder mal die Schieber zum Abwasser eingefroren, so dass sich der Blackwatertank nicht mehr schliessen ließ. Nachdem ich einige Flaschen heißes Wasser darübergeschüttet hatte, hat sich der Schieber gelöst und wir konnten um 9.30 Uhr endlich losfahren.
Im Park angekommen steuerten wir den Fruita Campground an und haben dort schnell einen tollen Platz bekommen. Direkt an den Obstbäumen mit Blick auf die Berge, ein echter Traum und das für 10 USD pro Nacht. Der Campground befindet sich auf dem Gelände, auf dem früher der Ort Fruita stand. Im 19. Jahrhundert wurde das Tal an der Stelle von Mormonenpionieren besiedelt, die hier an Fremont River ein hübsches kleines Dorf aufbauten, was in Teilen noch zu sehen ist (Schule, Schmiede, ...). Die Mormonen haben auch die Obstplantagen eingerichtet und bauten hier Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsich und Aprikosen an. Als das Gebiet 1937 als Nationalmonument geschützt wurde, sind die Siedler weggezogen. Heute versprüht dieser Ort einen familiären  und wohligen Charme, der uns in seinen Bann gezogen hat.

Nachdem wir unseren Platz bezogen hatten, haben wir uns für unsere erste Wanderung vorbereitet und sind um 12 Uhr losgegangen. Vom Campground aus starten viele attraktive Wanderungen und wir haben uns für die Tour "Fremont Gorge Overview" entschieden, die uns einen tollen Überblick über die Schlucht des Fremont River versprach. Die Tour ist eine der langen mit 5 Meilen plus Wanderung zum Einstieg und war als schwer deklariert. Da wir uns fit fühlten, haben wir den Weg dorthin angetreten. Der Weg ging zuerst am Fluss entlang und dann steil bergauf, um dann sehr lange auf der Ebene durch karges Gebiet zu führen. Es gab nichts außer schwarze Gesteinsbrocken und einige Gräser. Nach einer Weile wurde der Untergrund rot und steiniger und kurze Zeit später kam der Anstieg. 
Die Landschaft wandelte sich erneut und wir stiegen zwischen roten und gelben kleinen Gesteinsbrocken den Pfad nach oben. Der Aufstieg war wirklich knackig, zumal der Untergrund sehr brökelig war. Wir haben mehrmals überlegt umzukehren, da in der Ferne unsrer Richtung sehr dunkle Wolken waren, von denen wir nicht wussten, was sie uns bringen werden. Aber wir haben uns durchgebissen bis wir auf 1090 Fuß über dem Fluss waren. Oben angekommen pfiff leider solch ein kalter Wind und die Sonne war hinter den Wolken, dass es sehr kalt war. 
Unser Picknick am Aussichtspunkt fiel daher sehr kurz aus, aber der Blick von oben war wirklich atemberaubend. Zum einen über die Schlucht, zum anderen in die Weite der Felslandschaft mit tollen Farben. Die Farben wirkten so grell, dass es für das Auge fast unwirklich erschien. Das Grün der Bäume, das Blau des Himmels und das Rot der Felsen. Nachdem wir den Ausblick in uns aufgesaugt hatten, sahen wir zu, dass wir vom Berg kamen. Ich hatte mir eingebildet, die ersten Schneeflocken gesehen zu haben, so dass wir recht schnell im Absteigen waren. Gott sei Dank war der Abstieg im Gegensatz zum Aufstieg ein Kinderspiel und so waren wir doch gegen 15.15 Uhr wieder unten, wo natürlich die Sonne schien. 
Trotzdem waren wir nach der Tour echt fix und fertig und so haben wir uns schnell geduscht und den Rest des Nachmittags mit Leo tobend im Bett verbracht. Das hat echt Spass gemacht. Abends haben wir dann noch den Grill dort eingeweiht und hatten eine ruhige und weit nicht mehr so kalte Nacht wie am Abend vorher. 


Gestern haben wir nach einem langen Frühstück beschlossen, dass der Tag ein Leichterer werden soll. So haben wir uns die Wanderung zur Hickman-Bridge vorgenommen, die nur eine Meile in jede Richtung hatte und als moderat galt. Leider haben wir uns etwas verschätzt, was den Weg zum Einstieg anging. Auf der nicht maßstabsgetreuen Karte sah der nämlich wirklich kurz aus, aber das war er natürlich nicht. Wie auch immer, die Tour nach oben war wunderschön und weit nicht so anstrengend wie am Vortag. Aber wir waren auch noch geschädigt von der letzten Tour und Leo ist in der Kraxe mit insgesamt 10kg echt schwer. Die Hickman Bridge war ein Arch (Steinbogen), wie wir ihn vom Arches Nationalpark kannten. 
Dort angekommen war diesmal ein Picknick in der Sonne drin und wir hatten sogar ein leckeres Wasa Knäckebrot dabei, was im Gegensatz zu den lapprigen Toasts und sonstigen Broten hier ein wahrer Genuss war. Auf dem Rückweg haben wir eine ganze Menge Mule Deers gesehen, das ist eine Wildart, die in etwa die Größe eines Hirsches hat. Kurz vor dem Campground gibt es eine große Wiese mit tollem Gras und da haben wir uns dann niedergelassen. Wir haben gedöst und Leo hat den Boden abgekrabbelt und sämtliche Gräser dort probiert.:) Wieder im Camper haben wir beschlossen, dass wir die nächste Nacht definitiv ausserhalb des Nationalparks verbringen müssen, damit Flo arbeiten kann. Sehr schade, aber es war klar, wir kommen wieder. Denn der Fleck Erde hat es uns angetan.  Die vorerst letzte Nacht im Camper war wieder frisch, vor allem am Morgen. Zu allem Überfluss hat Leo leichten Durchfall bekommen, so dass er auch nicht ganz fit ist. 


Heute morgen war uns allen klar, diesmal ist noch eine kleine Tour dran. So haben wir uns für die Fremont River Tour entschieden, die versprach am Fluss entlang zu gehen. Wider Erwarten ging der Weg doch schnell bergauf und wir waren wieder am Schwitzen. Aber ein toller Ausblick. Oben angekommen war Leo so müde, da er nur kurz geschlafen hatte, dass wir nicht lange sitzen konnten, aber das war in Ordnung. Wieder unten angekommen haben wir noch im Camper gegessen und sind dann Richtung Torrey gefahren, um den Park zu verlassen. Dort haben wir erst mal noch das nötigste eingekauft (alles gab es nicht) und haben uns dann wieder in den Wonderland RV Park eingebucht, da er gutes Wifi hat. Dort haben wir auch viiiiiel Wäsche gewaschen, doch leider war der Trockner nicht der Hit, so dass die Wäsche sehr nass wieder herauskam. Und wenn man 6 Maschinen hat, ist das nicht lustig, zumal unsere Bettwäsche und Leos Schlafsäcke dabei waren. Naja, so haben wir improvisiert. Leo schläft heute in Hosen und Pulli und wir haben ein anderes Laken noch im Camper gefunden, was genauso geht. Als Leo im Bett war, haben wir zum ersten Mal auf der Reise das Babyphon nutzen können, da wir hier mal Strom haben, denn gegenüber gabs nen Subway (was für ein kulinarischer Hochgenuss, haha), den wir beehrt haben. Naja, aber immerhin konnten wir mal kinderlos ausgehen. 


Morgen werden wir, nachdem Flo sein Arbeitspensum erledigt hat, wieder in den Park fahren und dort noch einmal eine Nacht bleiben. Dort wartet noch der Scenic Drive auf uns, eine 32 KM lange Panoramastrasse und der Cahon Canyon. 


Alles in allem geht es uns nach wie vor wunderbar und wir geniessen die Zeit. Unglaublich, dass wir schon 5 Wochen unterwegs sind. Wir haben schon so viel erlebt und sind gespannt, was noch kommt. Eines ist in jedem Fall sicher: besser kann man seine Elternzeit nicht nutzen. 

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