Mittwoch, 4. Mai 2011

Abschied vom Capital Reef Nationalpark

Heute Nacht hab ich sehr gut geschlafen. Die reinste Wohltat.
Flo hat sich gleich in der Früh zum Arbeiten in unser Wohnzimmer
gesetzt, während ich noch mit Leo im Schlafzimmer gespielt hab. Es ist
immer besonders toll, wenn Leo aufwacht. Zuerst trinkt er was und dann
hüpft er auf uns in den Betten herum. Die vielen Kissen und Decken und
vor allem die Schnirpfel der Jalousie haben es ihm angetan. Und es ist
eine Freude ihm zuzusehen, wenn er wie ein Gummiball durchs Bett
joggt. Wir haben ja bis auf 6 ineinander steckbare Ikeabecher kein
Spielzeug dabei und das wird auch ueberhaupt nicht vermisst. Hier gibt
es sooo viele tolle Dinge, die er heiß und innig liebt. So ist sein
Lieblingsplatz immer auf dem Sofa neben dem Herd stehend. Wenn ich
kehre wird er ganz wild und will mir immer den Dreck streitig machen,
das ist ein wahrer Verteidigungskampf beiderseits. Das liegt wohl
daran, dass vom Kehren immer noch Leckereien (alte Nudeln,
Apfelstuecke, ...) zum Vorschein kommen, die er beim Essen hat fallen
lassen und die vom Boden viel leckerer schmecken.
Nachdem Flo einiges gearbeitet hatte, haben wir beschlossen, dass wir
noch eine Nacht auf dem Campingplatz verbringen, damit er morgen früh
nochmal was tun kann. Ich hätte gern nochmal im Park auf dem Fruita
Campground verbracht, aber Arbeit geht eben vor.
So sind wir nach dem Frühstück nochmal in den Park gefahren. Wir
haben die Gelegenheit genutzt, dass Leo schläft und sind den Scenic
Drive gefahren. Die wohlgeruehmte Panoramastrasse war voller
Baustellen und dementsprechend eng, aber ich hab unseren Camper gut
die 16 Meilen einfach durchmanövriert. Mittlerweile ist das Fahren
dieses Schlachtschiffs ein Kinderspiel für uns. Am Ende der Straße
haben wir festgestellt, dass wir nichts Neues gesehen hatten und die
weitere Staubstrasse in die Capital Gorge durften wir mit unseren 28
Fuß nicht befahren. Also alles wieder zurueck...
Wieder am Campground angekommen haben wir an der Picknick Area geparkt
und haben erst mal ne Stunde im Wagen geschlafen. Im Camper hat man
eben sein Bett immer dabei. Danach waren wir nur noch platt und haben
uns erst mal in die grüne Wiese gelegt. Leo bekam die Windel ab und
ist auf uns rumgehüpft. Gegen 17 Uhr wurde es dann frischer und wir
beschlossen, noch eine kleine Wanderung zu machen. Nach langem Hin und
Her haben wir noch den Trail in den Cahon Canyon gemacht, die mich
schon seit Tagen anlachte. Um nicht zu spaet zurueck zu sein, wollten
wir nur die halbe Tour machen. Nach einem sehr knackigen und
kurvenreichen Aufstieg kamen wir auf Level 1 an und dort oben war es
leicht windig. Noch einmal um die Ecke und unser Weg sollte durch eine
Felsspalte gehen. Allerdings pfiff an der Spalte der Wind derart
heftig, dass ich samt Leo in der Kraxe fast weggeweht wurde. Ich hatte
Mühe zu stehen und musste mich am Fels festkrallen. So ist Flo
vorangegangen und hat mich in Schlepptau genommen, damit ich mit Leo
durchkam.
Um die Ecke herum tat sich ein atemberaubender Canyon auf,
in dessen Fuß wir im Wash entlang gingen. Riesige Felsen in rot und
gelb waren um uns herum und alle löchrig wie Schweizer Käse. Wir waren
ganz allein in dieser unglaublichen Landschaft, die herrlich in die
Abendsonne getaucht war. Nachdem der Weg so viel Spass machte und wir
sehr fit waren (Leo war heute richtig leicht zu tragen), haben wir
kurzerhand beschlossen, dem ganzen Weg zu machen. Das Laufen hat
richtig Spass gemacht und Leo war bestens gelaunt und hat, wie oft in
der Kraxe, das Kofferradio ersetzt. Der Rest des Weges auf der
Teerstrasse war nervig, aber führte uns zum Camper zurück.
Wieder dort angekommen haben wir alles gepackt und haben dem
wunderbaren Park Lebewohl gesagt. Dies ist der erste Ort unserer Reise
den ich mit Wehmut verlasse, da wir hier uns so wohl und daheim
gefühlt haben. Schade, dass wir gehen, doch wir haben hier alles
gesehen und gemacht, was man tun kann. Ich frage mich, warum ich so
empfinde und die Antwort zu finden ist nicht einfach. Zum einen sind
die Berge hier so unglaublich mächtig, dass es mich beeindruckt und
anzieht. Zum zweiten ist dieser Park einer der wenigen, der Berge und
richtige Bäume vereint. Das Farbspiel zwischen Himmel, Bäumen und
Bergen ist atemberaubend schön und man kann sich daran kaum sattsehen.
Die Obstbäume geben etwas heimeliges und überall ist der Charme der
Mormonenpioniere noch zu spüren. Die Pferde und Mule Deers, die
überall sind, geben einem das Gefühl von Gesellschaft und der
Campground ist so liebevoll von einem älteren Paar geführt, dass es
mich beeindruckt. So möchte ich im Alter auch gern leben.
Adieu Capital Reef Nationalpark. Vielleicht kommen wir irgendwann mal wieder...
Morgen fahren wir weiter zum Grand Staircase/Escalante National
Monument und freuen uns auf neue Abenteuer.

2 Kommentare:

  1. Eine sehr warmherzige,emotionale Schilderung-schön!
    Grüße
    Uwe

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  2. liebste Susanne, vielleicht habt ihr einen Zipfel vom Paradies erwischt.
    Manchmal braucht es nicht viel. Im Einklang mit der unberührten Natur können wir unsre Seele spüren und das Herz wird ganz weit. Leider gehen diese Empfindungen im Alltag allzuoft unter. Ich wünsche euch dreien weiterhin so beseelte Tage.
    Liebe Grüße - Mama-

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