Samstag, 7. Mai 2011

Bryce Canyon

Als wir in Cannonville angekommen sind, haben wir zuerst einmal beim Campground eingecheckt und haben unser Paket abgeholt. Die Kamera war wohlbehalten angekommen und nun können wir auch wieder Bilder machen, ohne dass in jedem Foto in der Mitte ein weisser Fleck ist.
Zuerst hatten wir den Plan nach dem Einchecken weiter ins Kodachrome Basin zu fahren, aber nachdem wir gelesen hatten, dass ab Montag das Wetter in der Gegend schlecht werden sollte, haben wir uns kurzerhand dafür entschieden, zum Bryce Canyon zu fahren.
So sind wir die 17 Meilen zum Besucherzentrum gefahren und haben uns dort erst mal mit Kartenmaterial eingedeckt. Nach kurzer Beratung haben wir beschlossen, mit dem Shuttle Bus bis zum Endpunkt (Bryce Point) des Parks zu fahren und dann auf dem Rim Trail so lange zurückzulaufen, bis es uns reicht. Gesagt, getan und als wir endlich wieder unsere Siebensachen zusammen hatten, was mit Kind ja immer ein Megaakt ist, haben wir den Bus genommen. Es ist wirklich unglaublich, was wir immer alles noch machen müssen, bevor wir wegkommen. Leo füttern, wickeln, Hüpfen lassen nach der Autofahrt, alle mit Sonnencreme eincremen, Essen für uns packen, Leos Sachen packen, wir was essen, alles notwendigen Utensilien wie Wickelzeug, Kameras, Stativ, Klamotten, Mützen usw. einpacken und dann kann man langsam an Losgehen denken. Also so ca. nach einer Stunde. Das ist leider kein Witz, sondern Fakt. :)
Wie auch immer, wir sind also auch diesmal wieder losgekommen und sind dann am Bryce Point ausgestiegen. Mit uns ein amerikanisches Pärchen in unserem Alter, die neben uns geparkt hatten und ein 2 Monate altes Baby im Babybjörn dabei hatten. Die hatten auch was zu tun. Wir sind wirklich froh, dass Leo schon so groß ist, dass er schon in der Kraxe sitzen kann und das auch sehr gern tut, denn ein Baby im Babybjörn bei 28 Grad Hitze einen staubigen Canyon herunterschleppen ist kein Spass, zumal man mit nichts anderem beschäftigt ist, es vor der Sonne zu schützen (nahezu unmöglich in dem Teil) bzw. den Kopf beim Schlafen zu stützen. Naja, da haben wir es wirklich bestens und die Amerikaner sind immer ganz angetan von Leos Sänfte, denn solch ein Gerät haben hier kaum Leute.
Am Canyonrand angekommen haben wir schnell gesehen, dass der Bryce Canyon wieder ganz anders ist als alle anderen Nationalparks vorher. Er besteht nahezu ausschliesslich aus Hoodoos, welche uns wirklich beeindruckt haben. Als Hoodoos werden Gesteinssäulen aus Kalkstein benannt, die sich durch Wind geformt haben. Generell sind Hoodoos hohe, schmale Felsnadeln, die vor allem in ariden und semiariden Klimaten vorkommen. Sie können Höhen von 1,5 bis 45 Meter erreichen. Anders als andere Felsnadeln besitzen Hoodoos ein windgeformtes „Profil“, welches durch unterschiedliche Dicken in verschiedenen Höhen zustande kommt. Dadurch bekommen sie die Form eines Totempfahles. Die Grundlage für dieses Aussehen sind die unterschiedlich harten Sedimentschichten, die den Hoodoos durch eingelagerte Minerale außerdem verschiedene Färbungen verleihen. Wichtig sind weiterhin harte Gesteinsschichten im oberen Teil, der die Felsnadeln durch Erosion von oben weitgehend schützt.
Die Hoodoos waren fast alle orangerot, doch es gab auch weisse und am Canyonboden gab es jede Menge waldiges Gebiet. Die Wanderung am Rand entlang gab uns einen tollen Überblick über das Gebiet und seine Ausläufer. Insgesamt sind wir in etwa 4 km an der Kante in starkem Wind entlang gelaufen. Es war nicht wirklich warm, da wir uns immerhin auf ca. 2700m Höhe befanden, doch es war angenehm zum Laufen. Sogar ein paar Schneehaufen gab es hier noch. Die Aussichtspunkte wie der Inspiration und der Sunset Point waren wieder mal hoffnungslos von massenweise Bustouristen übervölkert, die nur von einer Haltestelle zur nächsten fahren. Nicht so unser Fall. 
Nach der Runde waren wir echt platt und sind dann zurück zu unserem Schlafplatz gefahren mit Abstecher in den Supermarkt. Langsam müssen wir schon sehen, dass wir unser Essensdepot gut planen, damit wir es bis zum Ende gut wegbekommen. 


Heute früh sind wir dann gut weggekommen und haben uns schnell einen Schlafplatz im Sunset Campground im Park gesichert, der wieder einmal toll im Wald lag. Anschliessend haben wir am Sunset Point geparkt. Da wir um die Mittagszeit dort ankamen, war es zu heiss, um gleich loszugehen. So haben wir erst mal im Camper alles auf Vordermann gebracht und noch was gegessen. Um 15 Uhr sind wir dann losgezogen und mit dem Bus zum Sunrise Point gefahren, eine Station weiter. Von dort aus haben wir eine große Tour in den Canyon gestartet. Los gings mit einem leichten Abstieg in das Queens Valley mit vielen tollen Ausblicken. Wir haben schnell festgestellt, dass die Hoodoos in Live zum Anfassen viel cooler sind als von oben. Der Abstieg war einfach, zum teil schattig und angenehmer als gedacht, leider waren viel zu viele Menschen unterwegs, da dies die Hauptstrecke war. Im Canyon angekommen haben wir eine Meile durch den Wald gemacht, um auf der anderen Seite den Navajoloop wieder hochzulaufen. Hier waren Gott sei Dank nur noch wenige Menschen unterwegs und wir konnten die Tour schön geniessen. Nach 2 Stunden ging es an den Aufstieg und der Navajoloop ist wirklich ein traumhafter Weg. Wir haben uns Serpentinen um Serpentinen durch enge Felsspalten nach oben bewegt und sogars Thor's Hammer gesehen und das Laufen hat richtig Spaß gemacht. Ich hatte Leo den ganzen Weg über schon auf dem Rücken und es ging super. Langsam haben wir das Gefühl, dass wir wanderfitter werden. Oben angekommen waren wir vollauf erfüllt und bester Laune.
Wir haben beschlossen, noch 2 Stunden im Camper totzuschlagen, bis der Sonnenuntergang kommt. So hat Flo gearbeitet und ich geduscht sowie Leo bespasst. Das ist schon echt genial so einen Camper zu haben, wo man sein Schneckenhaus mit allem Komfort immer dabei hat. Leider war an dem Parkplatz vor unserem Camper die Hölle los, da ein Bus nach dem anderen mit deutschen Touris ankam, die vor unserem Fenster laut rumgebrüllt haben, so was von nervig. Wir kamen uns vor wie bei einer Heuschreckeninvasion, solche Massen waren das. 
Der Sonnenuntergang selbst war absolut unspektakulär und auch die Hoodoos haben ausgesehen wie immer, also kein großes Event, das sich rentiert hat. Aber wir haben es versucht. 
Dann haben wir den kurzen Weg zum Sunset Campground angetreten und dort noch was gekocht und das wars. Alles in allem ein toller Tag und wir waren uns einig: nach 2 Tagen Bryce Canyon haben wir alles gesehen, was man sehen muss. 


Also weiter gehts zum Zion Nationalpark, der ja angeblich sooooo toll sein soll, wie wir schon vielfach gehört hatten....

1 Kommentar:

  1. Hey Susanne,
    Deine Reiseschilderungen sind so toll ! Entweder
    schreibst Du ein Buch oder Du arbeitest eine
    Bildershow mit einem Referat über " Fernreisen
    mit Kleinkinder" aus.
    Weiter schöne Erlebnisse und liebe Grüße
    Uwe

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